Das Organisationsteam der Orientierungsveranstaltung begrüßte uns gleich freundlich mit Croissants und Kaffee und somit stand einem gelungenen Tag nichts mehr im Wege. Es folgte ein sehr angenehmes Kennnenlernen mit den zahlreichen Austauschstudenten der Uni, wobei die Deutschen wohl die größte nationale Gruppe darstellten. Aber sonst waren auch alle von Albanien bis Zimbabwe vertreten. Sehr angenehme, interessante Menschen. Nach gescheiterten Versuchen meine Portugiesischkenntnisse bei den Brasilianern anzuwenden, entschieden sich Leo und ich, uns von unseren Landsleuten loszusagen und sind seitdem mit einer netten Gruppe von Spaniern (Ana, Jorge, Victor, Sara), Türken (Fatih, Su und zeitweise Damla), Roel aus Holland, Soyoon aus Korea und von Zeit zu Zeit auch viele andere.
Die wichtigste "Message" der Orientation war: Geht immer zu solchen Veranstaltungen, denn dort gibt es gutes Essen :-) Abends trat noch eine Comedy-Gruppe auf, die ganz im Konstanzer TmbH Stil für eine tolle Stimmung sorgte. Die Erinnerungen an den Abend Downtown sind mir komischerweise entfallen.
Da die quietschenden Betten keine Dauerlösung waren und wir die Hiobsbotschaft bekamen, schon am folgenden Tag das Hostel verlassen zu müssen, wateten wir den gesamten Tag durch eine private Siedlung von neuen Häusern namens "The Village". Wir putzen Klingeln und arbeiteten uns von miesen Kellerzimmern für 550 Dollar hoch zu zwei schönen benachbarten Zimmern im ersten Stock - unser chinesischer Vermieter, der sich "Major" nennt, behauptet zwar es sei der zweite, aber das liegt wohl an kulturell differierenden Zählweisen. Nach einer harten Enscheidungsphase, rund 15 besichtigten Objekten und einem miesen Burger in der Uni, sagten wir schließlich abends 22:30 Uhr zu, hinterließen eine Kaution und packten im Hostel unsere Koffer.
Mittwoch
Vollbepackt mit unseren 50 Kilo Gepäck zwängten wir uns in die Torontoer U-Bahn was zugegebenermaßen kein großes Unding ist, da hier selbst zur Rush-Hour nicht sonderlich viel los ist und sowieso alle das Auto den öffentlichen Verkehrsmitteln vorziehen. Glücklicherweise war auch unsere Kaution vom Vortag an Majors Kumpel nicht vergessen und so konnten wir uns glücklich auf unsere neuen, nicht quietschenden Betten niederlassen. Ich musste mich gleich noch beeilen, da es auf zur Atkinson Faculty Orientation ging, die bis auf das kostenlose Mittagessen ein ziemlicher Reinfall war. Sogar die jungen High School Hüpfer ließen sich vom Atkinson Geist, der uns mit lautstarken Megaphonen nahe gebracht werden sollte, nicht anstecken und so blieben die Tanzspielchen im Vorlesungssaal recht steif. Immerhin half mir die Veranstaltung zu realisieren, dass ich eh nicht zur Atkinson Fakultät gehöre sondern zur Faculty of Arts. Zu meiner Entschuldigung sei aber zu sagen, dass beide aufgrund der inhaltlichen Überschneidung im nächsten Jahr vereinigt werden.
Tja, am Nachmittag gabelte mich Fatih irgendwo auf dem Campus auf und ich schloss mich spontan der IKEA-Pilgergruppe an. In Begleitung meiner türkischen Bettwäschenstilberaterin Damla, meiner türkischen Pflanzennamensgeberin Su und meines türkischen Busenkumpels Fatih tauchten wir also wieder in echte europäische Kultur ein. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier Köttbullar auch mit Pommes serviert werden, um den nordamerikanischen Gaumen nicht ganz abzuschrecken. Auch Fatih war über seinen Köfteersatz sehr glücklich. Tags zuvor beim Japaner hatter er nämlich noch ein ziemlich langes Gesicht gezogen.
Freitag
Am Freitag starteten wir schon recht zeitig in Richtung Downtown, um eine Führung im lokalen Abgeordnetenhaus von Ontario mitzumachen. Solange die Politiker sich in Sommerpause befinden, ist das nämlich kostenlos möglich. Hier sind mir nach einer Woche erstmals Polizisten begegnet. Die waren zwar nicht sonderlich freundlich, da wir nach der Führung in ihren Augen zulange auf den Treppen vorm Parlament herumlungerten, aber haben dann, etwas überrumpelt doch noch ein Gruppenfoto von uns geschossen.
Etwas gruppenbehäbig ging es dann weiter nach Little Italy, das eigentlich Little World heißen müsste, da hier wirklich alle Geschäfte und Restaurants bunt gemischt aneinandergereiht sind. Die University of Toronto, China Town, der Besuch in einem Liquor Store (der modernen Prohibition in Kanada werde ich wohl bei Gelegenheit noch einen eigenen Artikel widmen) und ein gemütlicher Abend bei Victor rundeten den Tag ab. Ums nicht zu langweilig zu gestalten kommen hier die Fotos:
Später begann mal wieder der verzweifelte Versuch, in einen Pub reinzukommen, was wir schließlich auch schafften. Scotland Yard gewährte Asyl. Aber wie gesagt, zur Prohibition kommen wir ein anderes Mal.