Sunday, August 31, 2008

Eine Woche gerafft

Es ist einiges geschehen im sommerlichen Toronto. So viele neue Gesichter sind aufgetaucht, so viele neue Eindrücke flogen vorbei und zahlreiche unbekannte Speisen sind durch meinen Magentrakt gewandert. Ein Schnelldurchlauf mit Bildern folgt hier...


Die letzte Woche klang damit aus, dass wir uns mit Geoffrey und Leo in einen netten Pub setzten und gemütlich einer Jazzband lauschten. Leider trennte sich darauf Geoffreys Weg von unserem und wir hoffen, es möge ihm gut ergehen, bei seinen Filmabenteuern in den Staaten. Herausfinden kann man das auf seiner Webseite.
Dann kam der...

Montag

Zuallererst war nach einer der vielen kurzen Nächte im Hostel, was an meinem bei jeder Bewegung quietschenden Stockbett lag, frühes Aufstehen angesagt. Praktischerweise hatte Leo bereits zwei Tage zuvor den Weg zur Universität ausgetestet und wir gelangten mit U-Bahn und "The Rocket", wie sich der lahmende Shuttlebus zur Uni nennt, auf den Keele Campus der York University.
Das Organisationsteam der Orientierungsveranstaltung begrüßte uns gleich freundlich mit Croissants und Kaffee und somit stand einem gelungenen Tag nichts mehr im Wege. Es folgte ein sehr angenehmes Kennnenlernen mit den zahlreichen Austauschstudenten der Uni, wobei die Deutschen wohl die größte nationale Gruppe darstellten. Aber sonst waren auch alle von Albanien bis Zimbabwe vertreten. Sehr angenehme, interessante Menschen. Nach gescheiterten Versuchen meine Portugiesischkenntnisse bei den Brasilianern anzuwenden, entschieden sich Leo und ich, uns von unseren Landsleuten loszusagen und sind seitdem mit einer netten Gruppe von Spaniern (Ana, Jorge, Victor, Sara), Türken (Fatih, Su und zeitweise Damla), Roel aus Holland, Soyoon aus Korea und von Zeit zu Zeit auch viele andere.
Die wichtigste "Message" der Orientation war: Geht immer zu solchen Veranstaltungen, denn dort gibt es gutes Essen :-) Abends trat noch eine Comedy-Gruppe auf, die ganz im Konstanzer TmbH Stil für eine tolle Stimmung sorgte. Die Erinnerungen an den Abend Downtown sind mir komischerweise entfallen.

Dienstag

Das Blackout kann definitiv nicht an Alkoholkonsum gelegen haben, denn dieser ist hier unerschwinglich teuer und das Bier von minderwertiger Qualität. Vielmehr tippe ich auf den andauernden Schlafentzug, der aber vielleicht dafür sorgt, dass ich mein Dreizehenfaultierdasein der letzten drei Jahr ablegen kann. Wir werden sehen.
Da die quietschenden Betten keine Dauerlösung waren und wir die Hiobsbotschaft bekamen, schon am folgenden Tag das Hostel verlassen zu müssen, wateten wir den gesamten Tag durch eine private Siedlung von neuen Häusern namens "The Village". Wir putzen Klingeln und arbeiteten uns von miesen Kellerzimmern für 550 Dollar hoch zu zwei schönen benachbarten Zimmern im ersten Stock - unser chinesischer Vermieter, der sich "Major" nennt, behauptet zwar es sei der zweite, aber das liegt wohl an kulturell differierenden Zählweisen. Nach einer harten Enscheidungsphase, rund 15 besichtigten Objekten und einem miesen Burger in der Uni, sagten wir schließlich abends 22:30 Uhr zu, hinterließen eine Kaution und packten im Hostel unsere Koffer.

Mittwoch


Vollbepackt mit unseren 50 Kilo Gepäck zwängten wir uns in die Torontoer U-Bahn was zugegebenermaßen kein großes Unding ist, da hier selbst zur Rush-Hour nicht sonderlich viel los ist und sowieso alle das Auto den öffentlichen Verkehrsmitteln vorziehen. Glücklicherweise war auch unsere Kaution vom Vortag an Majors Kumpel nicht vergessen und so konnten wir uns glücklich auf unsere neuen, nicht quietschenden Betten niederlassen. Ich musste mich gleich noch beeilen, da es auf zur Atkinson Faculty Orientation ging, die bis auf das kostenlose Mittagessen ein ziemlicher Reinfall war. Sogar die jungen High School Hüpfer ließen sich vom Atkinson Geist, der uns mit lautstarken Megaphonen nahe gebracht werden sollte, nicht anstecken und so blieben die Tanzspielchen im Vorlesungssaal recht steif. Immerhin half mir die Veranstaltung zu realisieren, dass ich eh nicht zur Atkinson Fakultät gehöre sondern zur Faculty of Arts. Zu meiner Entschuldigung sei aber zu sagen, dass beide aufgrund der inhaltlichen Überschneidung im nächsten Jahr vereinigt werden.

Tja, am Nachmittag gabelte mich Fatih irgendwo auf dem Campus auf und ich schloss mich spontan der IKEA-Pilgergruppe an. In Begleitung meiner türkischen Bettwäschenstilberaterin Damla, meiner türkischen Pflanzennamensgeberin Su und meines türkischen Busenkumpels Fatih tauchten wir also wieder in echte europäische Kultur ein. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier Köttbullar auch mit Pommes serviert werden, um den nordamerikanischen Gaumen nicht ganz abzuschrecken. Auch Fatih war über seinen Köfteersatz sehr glücklich. Tags zuvor beim Japaner hatter er nämlich noch ein ziemlich langes Gesicht gezogen.


Donnerstag

war recht unspektakulär. Wir haben uns mit Leo das billigste Geschirr im Superstore gekauft und sind mit ungefähr zwanzig Einkaufstüten im Bus zurück zum Campus gepilgert. Superstore führt übrigens Fatihs Lieblingsmarke President's Choice. So etwas wie Gut&Billig oder JA! nur mit einem edleren Namen. Zu Abend hatte uns Roel in sein Appartment zum Kochen und Filmschaun eingeladen. Die Appartmenthäuser hier haben den kleinen Pferdefuß, dass sie aus Sicherheitsgründen für Gäste nicht zugänglich sind (in den richtigen Student Residences wird sogar der Pass registriert). Wenn man nun im 15. Stock wohnt, ist das ein ziemlich langer Weg bis zum Öffnen der Haustür.

Freitag


Am Freitag starteten wir schon recht zeitig in Richtung Downtown, um eine Führung im lokalen Abgeordnetenhaus von Ontario mitzumachen. Solange die Politiker sich in Sommerpause befinden, ist das nämlich kostenlos möglich. Hier sind mir nach einer Woche erstmals Polizisten begegnet. Die waren zwar nicht sonderlich freundlich, da wir nach der Führung in ihren Augen zulange auf den Treppen vorm Parlament herumlungerten, aber haben dann, etwas überrumpelt doch noch ein Gruppenfoto von uns geschossen.

Etwas gruppenbehäbig ging es dann weiter nach Little Italy, das eigentlich Little World heißen müsste, da hier wirklich alle Geschäfte und Restaurants bunt gemischt aneinandergereiht sind. Die University of Toronto, China Town, der Besuch in einem Liquor Store (der modernen Prohibition in Kanada werde ich wohl bei Gelegenheit noch einen eigenen Artikel widmen) und ein gemütlicher Abend bei Victor rundeten den Tag ab. Ums nicht zu langweilig zu gestalten kommen hier die Fotos:



Samstag

Das Wochenende startete bei eitlem Sonnenschein und knapp 30 Grad mit genau dem richtigen Programm. Die York International Orientation Organisatoren hatten zum Picknick auf Toronto Island geladen. In einem original gelben Schoolbus holperten wir also in aller Herrgottsfrühe Downtown, um noch vor den Massen die Fähre auf die Inseln zu nehmen, die wenige hundert Meter vor Torontos Hafen liegen. Da autofrei und schön grün, sind sei ein wunderbares Naherholungszentrum, bieten viel Platz zum Frisbee spielen, Herumlaufen, Beachen und Schwimmen. Was wir daraus gemacht haben, seht ihr in den Fotos.



Danach haben wir noch eine ganze Weile beim Schnappschussschießen verbracht, bevor es kurz vor Dämmerung zurück aufs Festland ging. Am Hafen fand an diesem Wochenende gerade ein jüdisches Kulturfestival statt und so kamen wir in den Genuss eines deliziösen Abendessens und eines tollen Klezmer Konzerts. Die Band kam aus der Ukraine, nähe der Grenze zu Moldawien. Geführt wurde sie aber von einem Deutschen, dem sein Aussteigerleben als Künstler zusammen mit 6 anderen gestandenen Männern und einer Sängerin sichtlich Spaß machte.

Später begann mal wieder der verzweifelte Versuch, in einen Pub reinzukommen, was wir schließlich auch schafften. Scotland Yard gewährte Asyl. Aber wie gesagt, zur Prohibition kommen wir ein anderes Mal.


Sonntag

Day Off, was soviel heißt wie: aus Gründen von zu vielen vorher gehenden kurzen Nächten haben wir den Tag verschlafen, was aber in Anbetracht dieses langen Artikels auch bitter nötig war. Schlaft auch ihr gut :-)

2 comments:

bogdan said...

Hey Marian, wenn ich das Ganze lese frage ich mich langsam, ob du irgendwann daran gedacht hast Schriftsteller zu werden. Ich muss manche Sätze 2-3 mal lesen, bevor ich alle Details und Nebensätze kapiert habe. Das erinnert mich an Thomas Mann von dem ich vor 3 Jahren kaum was verstehen konnte:)
Finde es cool, wie viele neue Infos/Ereignisse du reinbringst, weiter so!!!

m.a.m said...

Hey :-) Zumindest scheint es sich nicht negativ auf dein Deutsch auszuwirken... Fehlerfreier Kommentar... Ich versuche auch bald mal wieder einen neuen Artikel einzustellen. Liebe Grüße nach Hause!