Nun, für die meisten mag die Nachricht, dass ich momentan nicht studiere, nicht sonderlich überraschend kommen. Doch diesmal ist es anders; ich kann nämlich momentan gar nicht studieren und bin quasi gezwungen, mich zuhause zu langweilen. Leider bin ich in dieser Disziplin absoluter Weltmeister... doch vertiefen wir lieber den Grund für die Pause im Studium.
Wir befinden uns nunmehr in Woche 3 des Streikes von CUPE 3903. Dies ist die Gewerkschaft der so genannten teaching assistants (TAs), wissenschaftliche Mitarbeiter sozusagen, die etwa 50% des Lehrbetriebes an der Universität übernehmen und momentan dafür sorgen, dass hier keine einzige Vorlesung stattfindet. Warum?
TAs sind in Kanada absolut unterbezahlt und müssen mit etwa 1400 Dollar im Monat auskommen, was in Toronto nur schwerlich zum Lebensunterhalt reicht - besonders wenn man in Betracht zieht, dass einige von ihnen auch noch Studiengebühren für ihre Doktorandenkurse zahlen müssen. Außerdem gibt es einen beträchtlichen Anteil an Teilzeitdozenten, deren Verträge immer nur jahresweise verlängert werden, was keine sehr schöne Position für den sicherheitsliebenden Menschen ist. So befinden sich also momentan rund 3500 Mitglieder der Gewerkschaft im Arbeitsausstand. Anfangs forderten sie 41 Prozent mehr Lohn, Verbesserungen in der Krankenversicherung und der Kinderbetreuung sowie längerfristige Verträge. Da dies für Außenstehende durchaus horrend erscheint, fiel es der Universität nicht schwer, der Gewerkschaft den Schwarzen Peter und den Zorn der Studierenden zuzuschieben. Aufgrund dessen näherte man sich bereits wenige Stunden vor Streikbeginn in den Forderungen deutlich an. CUPE 3903 fordert nunmehr noch eine Gehaltsverbesserung von 11% in 2 Jahren; York University bietet 9,25% bei einer dreijährigen Laufzeit des Tarifvertrages. Nicht zu weit von einander entfernt könnte man meinen, doch die Uni sieht sich angesichts der aufkommenden Wirtschaftkrise und einer kanadaweit überdurchschnittlichen Bezahlung im Recht und schaltet auf stur - was ihr einfach fällt, da die Studenten größtenteils auf die Gewerkschaft sauer sind.
So drehen nun seit dem 6. November die Mitglieder der Gewerkschaft an den so genannten "Picket Lines" ihre Runden und blockieren die Zufahrten zur Universität. Die Vorlesungssäle bleiben leer und die Studenten beschäftigen sich mit Sighseeing, Parties und Sport. Ich selber habe begonnen Tennis zu spielen... Und bereits nach dem dritten Streiktag schien alles normal. Man war daran gewöhnt lange auszuschlafen, daran, dass keine Busse vom Campus abfuhren und dass man auch unter der Woche lange Pubabende verbringen konnte. Alles scheint idyllisch und nichts scheint sich zu ändern bis Weihnachten. Einige der Austauschstudenten, die nur für das Herbstsemester hier sind, sind etwas nervös aufgrund ihrer ausfallenden Prüfungen (die eigentlich übernächste Woche beginnen sollten) und deshalb dürfen nun zumindest 100 Businessstudenten ab Montag wieder in die Uni. Die restlichen 50.000 aber bleiben daheim und hoffen, dass irgendwann die Gewerkschaft aufgibt, die Uni sich von ihrem Thron herunterbewegt oder die Regierung eingreift - das heißt dann "back-to-work legislation". Schaun wir mal... der letzte große Streik im Jahre 2001 dauerte 11 lange Wochen.
(c) CUPE 3903
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