Wednesday, December 10, 2008

If you're going to San Francisco...

Es ist zwar bereits eine Weile her und hoffentlich haben einige von euch bereits die Fotos entdeckt, doch zumindest soll die Stadt der Blumen in den Haaren noch hier Erwähnung finden. Der Besuch bei Reinhard in Kalifornien war aufregend und grandios schön. Die San Francisco Bay glänzte golden vor Schönheit. Und das Aufregendste ist, dass es bereits in gut einer Woche eine Fortsetzung dieser grandiosen Geschichte gibt. Ab morgen bin ich bis ins Neue Jahr auf Reisen - Miami, San Francisco, Westküste, Seattle, Vancouver und New York... Doch zuerst kommt noch die Geschichte von San Francisco...

Es war Mitte Oktober als ich einige Luft hatte, um mir den Traum von San Francisco zu erfüllen. Reinhard weilt ja zurzeit an der University of California in Berkeley und somit hatte ich eine tolle und preiswerte Unterkunft in seinem internationalen Wohnheim - Fußbodenplatz im Doppelzimmer auf einer wesentlich besseren Matratze als ich sie hier besitze. Die Woche war aufregend (auch Elitestudenten feiern eine Menge), traumerfüllend und sehr sehr schön. Die ersten beiden Tage verbrachte ich schlendern in San Francisco... Hügel auf, Hügel ab. Das Flair der Stadt war sonnig und warm - in jeder Hinsicht. Meine Amerikaphobie hatte gar keine Gelegenheit zum Ausbruch zu kommen und ist seitdem gänzlich verschwunden.

From 2008-10 ~ Heydays in San Francisco


Besonders schön waren die Spaziergänge am Wasser, ob bei Tag mit der milden Brise oder zum Sonnenuntergang mit dem sagenhaften Blick auf die eingenebelte Golden Gate Bridge. Mit Reinhard haben wir das Wochenende genutzt, um uns ein Rad zu mieten und gemütlich an der Waterfront entlangzuradeln und später noch auf die andere Seite der Bucht zu kreuzen.

Und dann steht sie also vor einem, nachdem man schon ungläubig wahrgenommen hat, dass da ganz verschwiegen im Wasser die sagenumwobene Gefängnisinsel Alcatraz liegt... Sie steht da, in einem noch intesiverem Rostrot als man es aus den Fotografien und Fernsehbildern, welche man als Kind bestaunt hat, je erahnen konnte. Die Golden Gate Bridge - man steht vor ihr, an 5 verschiedenen Tagen, nur um sicher zu gehen, dass dieser Moment auch wahr ist. So wirklich angekommen ist dieses Erlebnis wohl immer noch nicht, doch mit dem Fahrrad sie einmal zu überqueren und dabei sehnsüchtig auf den weiten Ozean hinaus zu blicken war traumhaft - traumhaft.


From 2008-10 ~ Heydays in San Francisco


Die weiteren Tage verbrachten wir mit Wellenreiten, was die Schwierigkeit des Surfens besser zum Ausdruck bringt. Dazu sind wir mit ein paar Freunden von Reinhard nach Pacifica gefahren, südlich von San Francisco. Außerdem gab es eine gar nicht so üble Clubnacht, Sightseeing auf dem Campus von Berkeley, eine Bootstour nach Alcatraz, eine ganze Ente im China-Restaurant, Störung der Totenruhe, die berühmte Lombard Street, Einparken im Unmöglichen und viele weitere tolle Erinnerungen. Alles anzuschaun bei Picasa.

Dabei wünsche ich euch viel Spaß und hoffentlich eine friedliche und angenehme Vorweihnachtszeit. Bei mir gibt es dieses Jahr mit Strand und Sonnenschein mal ein Alternativprogramm, aber ich verspreche, auch davon werden euch interessante Fotos erreichen.

Sunday, December 7, 2008

Zweiter Advent

Es ist wenig passiert in der letzten Woche... Geburtstagsfeiern, ein tolles Franz Ferdinand Konzert und Sinterklaas, der holländische Nikolaus. Außerdem habe ich heute bei minus 10°C und eisigem Wind einen Supermarkt aufgesucht und bestmöglich Backzutaten zusammengekauft... das Ergebnis lag deutlich hinter den grandiosen WG-Plätzchen vom letzten Jahr, aber die Geste zählt ja. Der zweite Advent war gerettet... Es weihnachtet also.

Heute gibt es ein Bild von Torontos offiziellem Weihnachtsbaum vor der City Hall.

Sunday, November 30, 2008

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt...

Zum ersten Advent liebe Grüße aus Kanada...


Nun nahst du segnend wieder, 
du schöne, sel'ge Zeit! 
Die alten Weihnachtslieder 
erklingen weit und breit. 

Erfüllt von Tannnedüften 
ist alle Welt umher, 
und aus den Winterlüften 
klingt frohe Weihnachtsmär. 

Wir sind so voll von Hoffen; 
die Kinderherzen all, 
sie seh'n den Himmel offen, 
sie hören Engelschall. 

Des Tages kleine Schmerzen 
sind all zur Ruh gebracht, 
lebendig ist im Herzen 
der Traum der heil'gen Nacht. 

Und liebe Bilder zeigen 
sich uns im Christbaumlicht, 
es lächelt aus den Zweigen 
der Mutter treu Gesicht. 

Ein ahnend süß Erinnern 
nicht von uns weichen will. 
Und drinnen tief im Innern 
wird's still, wird's weihnachtsstill. 

Drum sei gegrüßt uns wieder, 
du sel'ge Weihnachtszeit! 
Du bringst den Frieden nieder 
in dieser Tage Steit. 

Ihr Herzen all voll Bangen, 
ihr Müden nah und fern, 
o hört es: Aufgegangen 
ist schon der Weihnachtsstern.

(von G. Oertel)

Sunday, November 23, 2008

Streik

Nun, für die meisten mag die Nachricht, dass ich momentan nicht studiere, nicht sonderlich überraschend kommen. Doch diesmal ist es anders; ich kann nämlich momentan gar nicht studieren und bin quasi gezwungen, mich zuhause zu langweilen. Leider bin ich in dieser Disziplin absoluter Weltmeister... doch vertiefen wir lieber den Grund für die Pause im Studium.

Wir befinden uns nunmehr in Woche 3 des Streikes von CUPE 3903. Dies ist die Gewerkschaft der so genannten teaching assistants (TAs), wissenschaftliche Mitarbeiter sozusagen, die etwa 50% des Lehrbetriebes an der Universität übernehmen und momentan dafür sorgen, dass hier keine einzige Vorlesung stattfindet. Warum?

TAs sind in Kanada absolut unterbezahlt und müssen mit etwa 1400 Dollar im Monat auskommen, was in Toronto nur schwerlich zum Lebensunterhalt reicht - besonders wenn man in Betracht zieht, dass einige von ihnen auch noch Studiengebühren für ihre Doktorandenkurse zahlen müssen. Außerdem gibt es einen beträchtlichen Anteil an Teilzeitdozenten, deren Verträge immer nur jahresweise verlängert werden, was keine sehr schöne Position für den sicherheitsliebenden Menschen ist. So befinden sich also momentan rund 3500 Mitglieder der Gewerkschaft im Arbeitsausstand. Anfangs forderten sie 41 Prozent mehr Lohn, Verbesserungen in der Krankenversicherung und der Kinderbetreuung sowie längerfristige Verträge. Da dies für Außenstehende durchaus horrend erscheint, fiel es der Universität nicht schwer, der Gewerkschaft den Schwarzen Peter und den Zorn der Studierenden zuzuschieben. Aufgrund dessen näherte man sich bereits wenige Stunden vor Streikbeginn in den Forderungen deutlich an. CUPE 3903 fordert nunmehr noch eine Gehaltsverbesserung von 11% in 2 Jahren; York University bietet 9,25% bei einer dreijährigen Laufzeit des Tarifvertrages. Nicht zu weit von einander entfernt könnte man meinen, doch die Uni sieht sich angesichts der aufkommenden Wirtschaftkrise und einer kanadaweit überdurchschnittlichen Bezahlung im Recht und schaltet auf stur - was ihr einfach fällt, da die Studenten größtenteils auf die Gewerkschaft sauer sind.

(c) CUPE 3903

So drehen nun seit dem 6. November die Mitglieder der Gewerkschaft an den so genannten "Picket Lines" ihre Runden und blockieren die Zufahrten zur Universität. Die Vorlesungssäle bleiben leer und die Studenten beschäftigen sich mit Sighseeing, Parties und Sport. Ich selber habe begonnen Tennis zu spielen... Und bereits nach dem dritten Streiktag schien alles normal. Man war daran gewöhnt lange auszuschlafen, daran, dass keine Busse vom Campus abfuhren und dass man auch unter der Woche lange Pubabende verbringen konnte. Alles scheint idyllisch und nichts scheint sich zu ändern bis Weihnachten. Einige der Austauschstudenten, die nur für das Herbstsemester hier sind, sind etwas nervös aufgrund ihrer ausfallenden Prüfungen (die eigentlich übernächste Woche beginnen sollten) und deshalb dürfen nun zumindest 100 Businessstudenten ab Montag wieder in die Uni. Die restlichen 50.000 aber bleiben daheim und hoffen, dass irgendwann die Gewerkschaft aufgibt, die Uni sich von ihrem Thron herunterbewegt oder die Regierung eingreift - das heißt dann "back-to-work legislation". Schaun wir mal... der letzte große Streik im Jahre 2001 dauerte 11 lange Wochen.

(c) CUPE 3903

Saturday, November 1, 2008

Head Over Feet

Es war so, als ließe man ein kleines Kind nach langen Wintertagen wieder im Sandkasten spielen; als erlaube man seinem Ehemann den lang ersehnten Sportwagen zu kaufen; als würden die Staaten endlich wieder von demokratisch regiert oder als dürfe man an einem Sonntag morgen ausschlafen und würde mit dem Duft von frischen Croissants geweckt.

So oder so ähnlich war es, als man mich hineinließ in dieses wunderbare Konzert, um, lang ersehnt und erträumt, Alanis endlich live zu sehen. Dabei zu sein, wenn sie all ihre Ohrwürmer spielt, all diese grandiosen Rock&Popsongs, die ein Castingshowgewinner wohl nie produzieren wird.

Vergessen waren all die Querelen, um verlorene Ebay-Tickets und unser indirektes Verhandlungsgeschick auf dem Schwarzmarkt als Finn Bo und ich dann endlich auf unseren Stühlen saßen, in der Massey Hall - Toronto's wohl schönster Konzerthalle. Nach einem schönen, aber etwas zu ruhigen Vorkonzert von Alexi Murdoch, legte Alanis gleich richtig los. Mit "You Oughta Know" bestätigte sie gleich, dass es sich um ein Pop- und Rockkonzert handelte.



Und danach kamen knappe 2 Stunden einer gut gemischten Reise durch ihr neues Album und alle, wirklich alle ihre großen oder meine Lieblingshits. Nach der ersten Zugabe hielt uns dann auch nichts mehr auf unseren hinteren Sitzen und wir durften das Ende hautnah erleben. 
Es war grandios, einmalig, ein wunderbarer Abend... ganz so als wäre es einer gewesen, an dem man richtig glücklich war.

P.S.: Neben den leider mit meinen "Gesängen" unterlegten Videos gibt es auch noch ein paar Fotos:

Friday, October 24, 2008

Catch Up

"Catch up" ist die Vokabel der Stunde bzw. eigentlich des letzten Monats in dem keine einzige Geschichte aus Toronto erzählt worden ist. Leider. Doch die gute Seite ist, dass Einiges geschah, dass viele Fotos gemacht wurden und dass inzwischen der Winter erste Vorboten nach Toronto schickte und damit die dunkle Jahreszeit begonnen hat, in der wohl der ein oder andere Nachmittag Zeit dafür bereit hält, kanadische Geschichten zu schreiben.
Um jedoch keine Lücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft entstehen zu lassen, präsentiere ich euch noch schnell, die Fotoalben, die bereits online stehen und von einem Tagesausflug und einer Reise in den Norden von Ontario, dem Indian Summer erzählt. 


Niagarafälle
Zugegebenermaßen bedurfte es eines Atlanten, bevor ich erfuhr, dass die Niagarafälle nur einen Katzensprung von Toronto entfernt sind - gut, einer zweistündigen Busfahrt an die Grenze zu den USA - aber es ist trotzdem nicht weit. Die wohl bekanntesten Wasserfälle der Welt sind sehr beeindruckend, durch ihre städtische Umgebung aber irgendwie etwas entzaubert. Dennoch ranken sich viele interessante Geschichten vor allem darum, wie die verrücktesten Leute dieser Welt versuchten, lebendig die Fälle hinunter zu kommen. Sechs von Sechzehn haben dieses Vorhaben überlebt. Details dazu kann man hier nachlesen.



Algonquin Park
Das Timing war nahezu perfekt als wir uns Ende September auf in den Algonquin Provicial Park machten. Waren wir bei unserer Anfahrt abends noch vom grandiosen Sonnenuntergang beeindruckt, stellte sich bereits am nächsten Tag heraus, dass ein kanadischer Herbst einfach nur glücklich machen kann. Das grandiose Farbenspiel der verschiedenen Ahornblattarten überstrahlte auch die zwei Tage Regen und ließ unseren Atem stocken als schließlich doch noch die Sonne herauskam. Wir paddelten im Kanu über die endlosen Seen Ontarios und genossen dieses ruhige und dennoch so intensive Naturspektakel.

Sunday, August 31, 2008

Eine Woche gerafft

Es ist einiges geschehen im sommerlichen Toronto. So viele neue Gesichter sind aufgetaucht, so viele neue Eindrücke flogen vorbei und zahlreiche unbekannte Speisen sind durch meinen Magentrakt gewandert. Ein Schnelldurchlauf mit Bildern folgt hier...


Die letzte Woche klang damit aus, dass wir uns mit Geoffrey und Leo in einen netten Pub setzten und gemütlich einer Jazzband lauschten. Leider trennte sich darauf Geoffreys Weg von unserem und wir hoffen, es möge ihm gut ergehen, bei seinen Filmabenteuern in den Staaten. Herausfinden kann man das auf seiner Webseite.
Dann kam der...

Montag

Zuallererst war nach einer der vielen kurzen Nächte im Hostel, was an meinem bei jeder Bewegung quietschenden Stockbett lag, frühes Aufstehen angesagt. Praktischerweise hatte Leo bereits zwei Tage zuvor den Weg zur Universität ausgetestet und wir gelangten mit U-Bahn und "The Rocket", wie sich der lahmende Shuttlebus zur Uni nennt, auf den Keele Campus der York University.
Das Organisationsteam der Orientierungsveranstaltung begrüßte uns gleich freundlich mit Croissants und Kaffee und somit stand einem gelungenen Tag nichts mehr im Wege. Es folgte ein sehr angenehmes Kennnenlernen mit den zahlreichen Austauschstudenten der Uni, wobei die Deutschen wohl die größte nationale Gruppe darstellten. Aber sonst waren auch alle von Albanien bis Zimbabwe vertreten. Sehr angenehme, interessante Menschen. Nach gescheiterten Versuchen meine Portugiesischkenntnisse bei den Brasilianern anzuwenden, entschieden sich Leo und ich, uns von unseren Landsleuten loszusagen und sind seitdem mit einer netten Gruppe von Spaniern (Ana, Jorge, Victor, Sara), Türken (Fatih, Su und zeitweise Damla), Roel aus Holland, Soyoon aus Korea und von Zeit zu Zeit auch viele andere.
Die wichtigste "Message" der Orientation war: Geht immer zu solchen Veranstaltungen, denn dort gibt es gutes Essen :-) Abends trat noch eine Comedy-Gruppe auf, die ganz im Konstanzer TmbH Stil für eine tolle Stimmung sorgte. Die Erinnerungen an den Abend Downtown sind mir komischerweise entfallen.

Dienstag

Das Blackout kann definitiv nicht an Alkoholkonsum gelegen haben, denn dieser ist hier unerschwinglich teuer und das Bier von minderwertiger Qualität. Vielmehr tippe ich auf den andauernden Schlafentzug, der aber vielleicht dafür sorgt, dass ich mein Dreizehenfaultierdasein der letzten drei Jahr ablegen kann. Wir werden sehen.
Da die quietschenden Betten keine Dauerlösung waren und wir die Hiobsbotschaft bekamen, schon am folgenden Tag das Hostel verlassen zu müssen, wateten wir den gesamten Tag durch eine private Siedlung von neuen Häusern namens "The Village". Wir putzen Klingeln und arbeiteten uns von miesen Kellerzimmern für 550 Dollar hoch zu zwei schönen benachbarten Zimmern im ersten Stock - unser chinesischer Vermieter, der sich "Major" nennt, behauptet zwar es sei der zweite, aber das liegt wohl an kulturell differierenden Zählweisen. Nach einer harten Enscheidungsphase, rund 15 besichtigten Objekten und einem miesen Burger in der Uni, sagten wir schließlich abends 22:30 Uhr zu, hinterließen eine Kaution und packten im Hostel unsere Koffer.

Mittwoch


Vollbepackt mit unseren 50 Kilo Gepäck zwängten wir uns in die Torontoer U-Bahn was zugegebenermaßen kein großes Unding ist, da hier selbst zur Rush-Hour nicht sonderlich viel los ist und sowieso alle das Auto den öffentlichen Verkehrsmitteln vorziehen. Glücklicherweise war auch unsere Kaution vom Vortag an Majors Kumpel nicht vergessen und so konnten wir uns glücklich auf unsere neuen, nicht quietschenden Betten niederlassen. Ich musste mich gleich noch beeilen, da es auf zur Atkinson Faculty Orientation ging, die bis auf das kostenlose Mittagessen ein ziemlicher Reinfall war. Sogar die jungen High School Hüpfer ließen sich vom Atkinson Geist, der uns mit lautstarken Megaphonen nahe gebracht werden sollte, nicht anstecken und so blieben die Tanzspielchen im Vorlesungssaal recht steif. Immerhin half mir die Veranstaltung zu realisieren, dass ich eh nicht zur Atkinson Fakultät gehöre sondern zur Faculty of Arts. Zu meiner Entschuldigung sei aber zu sagen, dass beide aufgrund der inhaltlichen Überschneidung im nächsten Jahr vereinigt werden.

Tja, am Nachmittag gabelte mich Fatih irgendwo auf dem Campus auf und ich schloss mich spontan der IKEA-Pilgergruppe an. In Begleitung meiner türkischen Bettwäschenstilberaterin Damla, meiner türkischen Pflanzennamensgeberin Su und meines türkischen Busenkumpels Fatih tauchten wir also wieder in echte europäische Kultur ein. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier Köttbullar auch mit Pommes serviert werden, um den nordamerikanischen Gaumen nicht ganz abzuschrecken. Auch Fatih war über seinen Köfteersatz sehr glücklich. Tags zuvor beim Japaner hatter er nämlich noch ein ziemlich langes Gesicht gezogen.


Donnerstag

war recht unspektakulär. Wir haben uns mit Leo das billigste Geschirr im Superstore gekauft und sind mit ungefähr zwanzig Einkaufstüten im Bus zurück zum Campus gepilgert. Superstore führt übrigens Fatihs Lieblingsmarke President's Choice. So etwas wie Gut&Billig oder JA! nur mit einem edleren Namen. Zu Abend hatte uns Roel in sein Appartment zum Kochen und Filmschaun eingeladen. Die Appartmenthäuser hier haben den kleinen Pferdefuß, dass sie aus Sicherheitsgründen für Gäste nicht zugänglich sind (in den richtigen Student Residences wird sogar der Pass registriert). Wenn man nun im 15. Stock wohnt, ist das ein ziemlich langer Weg bis zum Öffnen der Haustür.

Freitag


Am Freitag starteten wir schon recht zeitig in Richtung Downtown, um eine Führung im lokalen Abgeordnetenhaus von Ontario mitzumachen. Solange die Politiker sich in Sommerpause befinden, ist das nämlich kostenlos möglich. Hier sind mir nach einer Woche erstmals Polizisten begegnet. Die waren zwar nicht sonderlich freundlich, da wir nach der Führung in ihren Augen zulange auf den Treppen vorm Parlament herumlungerten, aber haben dann, etwas überrumpelt doch noch ein Gruppenfoto von uns geschossen.

Etwas gruppenbehäbig ging es dann weiter nach Little Italy, das eigentlich Little World heißen müsste, da hier wirklich alle Geschäfte und Restaurants bunt gemischt aneinandergereiht sind. Die University of Toronto, China Town, der Besuch in einem Liquor Store (der modernen Prohibition in Kanada werde ich wohl bei Gelegenheit noch einen eigenen Artikel widmen) und ein gemütlicher Abend bei Victor rundeten den Tag ab. Ums nicht zu langweilig zu gestalten kommen hier die Fotos:



Samstag

Das Wochenende startete bei eitlem Sonnenschein und knapp 30 Grad mit genau dem richtigen Programm. Die York International Orientation Organisatoren hatten zum Picknick auf Toronto Island geladen. In einem original gelben Schoolbus holperten wir also in aller Herrgottsfrühe Downtown, um noch vor den Massen die Fähre auf die Inseln zu nehmen, die wenige hundert Meter vor Torontos Hafen liegen. Da autofrei und schön grün, sind sei ein wunderbares Naherholungszentrum, bieten viel Platz zum Frisbee spielen, Herumlaufen, Beachen und Schwimmen. Was wir daraus gemacht haben, seht ihr in den Fotos.



Danach haben wir noch eine ganze Weile beim Schnappschussschießen verbracht, bevor es kurz vor Dämmerung zurück aufs Festland ging. Am Hafen fand an diesem Wochenende gerade ein jüdisches Kulturfestival statt und so kamen wir in den Genuss eines deliziösen Abendessens und eines tollen Klezmer Konzerts. Die Band kam aus der Ukraine, nähe der Grenze zu Moldawien. Geführt wurde sie aber von einem Deutschen, dem sein Aussteigerleben als Künstler zusammen mit 6 anderen gestandenen Männern und einer Sängerin sichtlich Spaß machte.

Später begann mal wieder der verzweifelte Versuch, in einen Pub reinzukommen, was wir schließlich auch schafften. Scotland Yard gewährte Asyl. Aber wie gesagt, zur Prohibition kommen wir ein anderes Mal.


Sonntag

Day Off, was soviel heißt wie: aus Gründen von zu vielen vorher gehenden kurzen Nächten haben wir den Tag verschlafen, was aber in Anbetracht dieses langen Artikels auch bitter nötig war. Schlaft auch ihr gut :-)

Sunday, August 24, 2008

Ein neuer Tag...

Hallo ihr Lieben,

ich bin mal wieder angekommen - in Kanada diesmal. Für all diejenigen, mit denen die Kommunikation in den letzen Monaten leider wieder etwas spärlich war, sei gesagt, dass ich ab kommender Woche hier in Toronto an der York University studieren werde - zwei Terms bis Ende April nächsten Jahres...

Für alle anderen sei gesagt, dass der Flug gut war und ich alles daran setzen werde, auf der Rücktour ein paar Tage in Reykjavik zwischenstoppen zu können. Auf der Strecke nach Island durfte ich sogar in der Businessklasse sitzen, da die Stewardess Mitleid mit mir und diesen langen Beinen hatte :-) Danach ging es, mit einigen isländischen Kronen im Gepäck, über Grönland hinweg und ich habe erstmals in meinem Leben Eisberge gesehen - wenn auch aus sicherer Entfernung.

Und Toronto? Toronto hat vom ersten Moment an gefesselt. Noch nie zuvor in einer richtigen Metropole gewesen, so ist man natürlich beeindruckt von Wolkenkratzern, tausenden Taxis, endlos breiten Highways und gigantischen Leuchtwerbungen. Die Skepsis gegenüber diesem nordamerikanischen Gigantismus paarte sich glücklicherweise sehr schnell mit der Verzückung über den Kulturenmix. Da singen Koreaner lustig mit zu Countrysongs und abends treffen sich alle Farben zur gemütlichen Jazzsession. Durch das Hostel habe ich bereits ersten Anschluss gefunden - zu Leo aus Brasilien, der auch morgen in York an der Uni anfangen wird und zu Geoffrey, einem passionierten Filmemacher aus Grenoble, der immer auf der Suche nach neuen Stories für seine Kurzfilme ist, die er fürs TV5 in Québec dreht. Morgen muss er leider schon weiter zur Getreideernte in die USA.

Tja, so mischt sich hier alles und ich bin sehr zuversichtlich, dass es eine schöne Zeit werden wird. Gerne möchte ich sie mit euch teilen, freue mich immer über Post - momentan (da ich noch im Hostel wohne) erstmal elektronisch oder über einen Anruf, was hierher sehr günstig ist.

Liebe Grüße,

Euer Marian
P.S.: Fotos gibt es wie bisher gewohnt auf: picasaweb.google.com/marian.schmidt
P.P.S.: Sparvorwahlen aus Deutschland für unter 1 Cent/Minute gibt es unter Teltarif.de